Was ist Integrative Lerntherapie?

Integrative Lerntherapie bietet umfassende Unterstützung für das Kind - in den Bereichen Sensomotorik, Sprache, Schriftsprache, Rechnen, Psyche


Lernvoraussetzungen Motorik, Wahrnehmung, Sprache und Prävention: 


  • Bewegungsförderung insbesondere für Graphomotorik, Augen- und Mundmotorik
  • Wahrnehmungsförderung insbesondere in den Bereichen auditive und visuelle Verarbeitung
  • Tonusregulierung, in der Regel Tonus erhöhende, aber auch Spannung reduzierende Angebote. In Verbindung damit müssen häufig Aufmerksamkeit und Konzentration gestützt werden.
  • Förderung der gesprochenen Sprache: Verbesserung der Artikulation, Kompetenzen im Grundwortschatz, Grammatik, Syntax als weitere zentrale Voraussetzungen für Aneignung und Umgang mit geschriebener Sprache, Schrift-Sprache
  • in Kooperation mit Ergo- und Physiotherapie, Psychomotorik, Logopädie bzw. mit nichttherapeutischen Angeboten wie Kinderzirkus


Innerhalb dieses breiten entwicklungsfördernden Spektrums findet dann die Unterstützung von elementarer Schriftsprache bzw. elementarem Rechnen ihren Platz:


  • Festigung von Laut-Differenzierung und Buchstaben-Sicherheit 
  • auf Schriftsprache bezogene sprachanalytische Kompetenz wie Silbenkompetenz, Orthographie
  • Lesekompetenz, Synthesefähigkeit, Sinnentnahme bzw. Sinnkonstruktion
  • Mengenerfassung, Zahlvorstellungen, Ziffer-Zahl-Zuordnung
  • Seriation, Klassifikation; Bündelungen
  • Operationsverständnis der Grundrechenarten; Geometrie
  • Mengenzerlegung, Zehnerübergang, Zahlenräume und Textaufgaben u.a.


Aus psychologischer Sicht stehen folgende Aspekte im Mittelpunkt:


  • Lernmotivation, Lern- und Arbeitsorganisation
  • Stärkung des Selbstwerts
  • Reflektion des eigenen Verhaltens
  • Konzentrationsförderung, Entspannungstechniken
  • Stärkung der sozialen Kompetenz


Zur Diagnostik


Lerntherapie achtet grundsätzlich gleichwertig auf „Kompetenzen und Grenzen“. Sie sucht dabei gezielt nach bisher häufig unentdeckten oder vernachlässigten Ressourcen des Kindes. So wird z. B. darauf geachtet, in welcher Qualität ein Kind genau liest: "Was kann es schon bei dem, was es nicht kann?" "Welche Buchstaben sind sicher, sodass man mit ihnen gut arbeiten kann?"


 

Zudem sucht die Lerntherapie nach potenziellen Belastungen gesundheitlicher oder psychischer Art und schaut darauf, wieweit diese Bezug  zu Sensomotorik, Sprache, Schriftsprache oder Rechnen haben. Wie steht das Kind im emotionalen Kontakt zu seinen Eltern, seinen Lehrerinnen und anderen Kindern? Wie könnte der gezielte Einbezug des Umfelds (Eltern/Familie, Lehrkräfte, gegebenenfalls weiterer professioneller Helfer, – Kinder- und Spezialärzte sowie im Umfeld verfügbarer Freizeitangebote) weitere Wachstumsmöglichkeiten für das Kind eröffnen?


Eine so gestaltete Diagnostik zur Förderung zeigt auf, mit welchen vorhandenen Kompetenzen des Kindes, seiner Familie, seiner Schule und seines lokalen Umfelds die anstehenden Lernprozesse bewältigt werden können.

Förderbedingungen schaffen!


Lerntherapie findet häufig außerhalb von der Schule statt, nachmittags bezahlt von den Eltern. Durch die Veränderung der Schullandschaft zur Ganztagsschule sind Entwicklungen zu beobachten, dass Lerntherapie vermehrt in den Schulalltag integriert wird. Lerntherapie wird auch von Jugendämtern getragen, sofern das Lernversagen mit "drohender seelischer Behinderung" verbunden ist (Kinder- und Jugendhilfegesetz, KJHG), allerdings mit bundesweit deutlich abnehmender Tendenz.



Aus dieser Situation heraus ergeben sich einige wesentliche Rahmenbedingungen, die neben den beschriebenen inhaltlich-fachlichen Kompetenzen zum lerntherapeutischen Gesamtkonzept gehören und zum Erfolg beitragen:



  • Engagement und Fähigkeit der Eltern, für sich und ihr Kind Hilfe zu suchen (dazu gehört entweder die Zahlungsfähigkeit oder z. B. der Gang zum Jugendamt)
  • Prinzipien wie Freiwilligkeit oder zumindest Akzeptanz, also die innere Haltung des Lernenden: „Ich will lernen“ oder auch der Eltern: „Wir wollen einen Beitrag leisten“.
  • Die konsequente Ressourcenorientierung der/des LerntherapeutIn
  • Das Verhelfen zu kleinschrittigen Lernerfolgen und die damit verbundene Fortschrittsorientierung – „Vom Teufelskreis zur Glücksspirale“
  • Individuell angepasste Methodenvielfalt – das ist einer der wesentlichen Unterschiede von Lerntherapie gegenüber standardisierten Trainingsprogrammen..
  • Ständige Ziel- und Auftragsklärung – mit den Eltern und mit dem Kind
  • Wohlwollende professionelle Haltung.
  • Beständigkeit, Verlässlichkeit und Kontinuität bezüglich Terminen und Absprachen
  • Vermittelnder Kontakt mit allen Beteiligten: Kind, Eltern, Lehrkraft (Mediator) – die Zuwendung in der Einzel- oder Kleinstgruppensituation macht dies möglich.

Bei allen Bemühungen und guten Erfolgsaussichten – eine Garantie auf Lernerfolg gibt es nicht.
Umgekehrt sollten entsprechende Verheißungen Skepsis auslösen!


Beziehung!



Die Forschung hat die Bedeutung von Bindungs- und Beziehungskompetenz mehrfach nachgewiesen. Die Fähigkeit, professionell Beziehungen aufbauen und halten zu können, ist ein entscheidender Schlüssel zum Erfolg bei der lerntherapeutischen Arbeit. Durch bisherige negative schulische Lernerfahrungen häufig verunsicherte Kinder, Eltern und Lehrkräfte profitieren von der Beziehung zur LerntherapeutIn.


 

Die Beziehung zum Kind
Gerade ein in seiner Entwicklung wie auch immer gehandicaptes Kind benötigt eine Person, die es emotional „erreicht“. Es in seinen aktuellen Grenzen genauer sieht und darin akzeptiert und zugleich andere (bisher kaum) gesehene oder gewürdigte Möglichkeiten „entdeckt“ und einbezieht.


 
 

Die Beziehung zu den Eltern
Die meisten Eltern sind durch die problematisch werdende Lerngeschichte ihres Kindes stark verunsichert, manche sind „enttäuscht“ oder gar „gekränkt“, andere waren, sind und bleiben überfordernd, manchen fehlt – nach vielen schwierigen Erfahrungen – das Zutrauen; wieder andere Eltern wirken in ihrer Hilflosigkeit "desinteressiert". Für eine Entlastung des Kindes, ist es in jedem Fall hilfreich, die Eltern „zu erreichen“ und sie zur Mitarbeit zu gewinnen, denn in diesem Fall erzielt eine Lerntherapie ihre größte Wirkung. Auch bei dem Ansatz „Lerntherapie in Schule“ ist die Elternmitarbeit enorm wichtig und sollte Voraussetzung für die Aufnahme des Kindes in das Angebot sein.


 
 

Die Beziehung zu den Lehrkräften
im Zusammenhang mit womöglich langwierigen Lernproblemen ist nicht selten die Beziehung zwischen Lehrkräften und einem Kind erschwert und sehr häufig auch die Beziehung zu dessen Eltern. Hier kann sich die LerntherapeutIn mit ihrer professionellen Beratungs- und Beziehungskompetenz konstruktiv einsetzen und wirkungsvoll vermitteln.


 
 

Für die interdisziplinäre Kooperation auch ggfs. mit weiteren Fachkräften (z. B. Logopädie, Ergotherapie), bringt die Lerntherapeutin neben der Kenntnis von deren spezifischen Angeboten einen kooperativen Arbeitsstil mit.


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